Der Glanz der Dunkelheit by Mary E. Pearson

Der Glanz der Dunkelheit by Mary E. Pearson

Autor:Mary E. Pearson [E. Pearson, Mary]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-5701-1
Herausgeber: ONE
veröffentlicht: 2021-06-21T00:00:00+00:00


Vernichtung dräute über unseren Häuptern,

Doch vor uns lag ein grünes Tal.

Das Ende der Reise war in Sicht,

Und ich tat, was ich tun musste:

Ich grub mein Messer tief in die Kehle meines Verlobten,

Und als er zum letzten Mal nach Luft schnappte,

Und als sein Blut die Erde tränkte,

Vergoss keiner Tränen,

Nicht einer von uns,

Und schon gar nicht ich.

Morrighans Verlorene Worte

Rafe

ALS ICH HEUTE MORGEN die Gefangenen verhören wollte, war ich in ein warmes dunkles Loch hinuntergeklettert. Es schien keinen Boden zu haben und lockte, ich solle loslassen und mich im freien Fall hinabstürzen. Alles, was ich in der Schwärze sehen konnte, während ich meine Fragen stellte, waren Karren voller Beutestücke, die man toten Dalbrecker Soldaten abgenommen hatte. Bei jedem Schlag mit meiner Faust sah ich Lia vor mir, in einer nasskalten vendischen Zelle sitzend und um ihren toten Bruder trauernd. Und als ich mein Messer vor dem Vizeregenten zückte, sah ich Lia blutend und schlaff in meinen Armen liegen.

Der Vizeregent betupfte seine Lippe mit dem Ärmel und lächelte höhnisch. »Ich hatte vor, euch beide umzubringen, wisst Ihr? Ein Hinterhalt auf Eurem Heimweg nach der Hochzeit, der wie ein Überfall durch gemeines Dalbrecker Gesindel aussehen sollte.« Seine Augen glühten vor Selbstgefälligkeit. »Glaubt Ihr nicht, dass ich meine Gründe habe, genau wie Ihr Eure habt? Werden wir es alle nicht irgendwann müde, auf das zu warten, was wir wollen? Der einzige Unterschied zwischen Euch und mir ist, dass ich aufgehört habe zu warten.«

»Der Mann ist wahnsinnig«, murmelte Sven, als er meine Faust mitten im Schlag abfing. »Genug«, sagte er und schob mich weg. Er verschloss die Zellentür hinter uns und lenkte mich ab. Er erinnerte mich daran, dass ich es immer noch Lia sagen musste.

*

Ich betrat die Unterkunft, die Lias Tante Cloris mir eilfertig zugewiesen hatte, und kam mir immer noch wie ein Eindringling vor. Es erschien mir nicht richtig, den Raum zu bewohnen, den Lias Bruder mit seiner Braut Greta geteilt hatte. Der Großteil ihrer Habseligkeiten war weggeschafft worden, aber in einem Winkel des Schranks fand ich ein Paar weiche Frauenhandschuhe und auf dem Nachttisch einige perlenbesetzte Haarnadeln. Ich hatte nur einen Blick auf das große Himmelbett geworfen und beschlossen, mir stattdessen ein Schläfchen auf der Polsterbank zu gönnen. Ich hätte es vorgezogen, im Aldridsaal auf meiner Bettrolle zu schlafen, wie viele meiner Männer es taten, aber Madama Cloris bestand darauf, dass ich hier unterkam, und ich wollte ihre Gastfreundschaft nicht beleidigen.

Als ich das Zimmer betrat, lag Orrin quer über dem Bett, sodass seine Beine auf der anderen Seite hinabbaumelten, und schlief mit offenem Mund. Jeb hatte sich auf der Polsterbank ausgestreckt; seine Augen waren geschlossen und seine Hände artig auf dem Bauch gefaltet. Sie waren beide die ganze Nacht auf den Beinen gewesen, um die Festung zu sichern und Leuten ihre Posten zuzuweisen. Nur die Dalbrecker Soldaten sollten die Gefangenen bewachen, bis wir sicher sein konnten, dass sich unter den höheren Rängen keine weiteren vendischen Soldaten befanden. Sven aß Wildpastete am Tisch, während er die Schriftstücke durchsah, die man in den Gemächern des Vizeregenten beschlagnahmt hatte.



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